Wenn die Eisschollen sich gen Norden zurückziehen und der freundliche Südwind die Lüfte erwärmt, beginnt für den Seemann wieder die Fahrenszeit. Daher feiern wir in jedem Frühling den Hamburger Wellenbrecher, zu dem wir uns jedesmal nautische Unterstützung an Bord holen, indem wir uns andere Musiker einladen, um für einen Abend – und die halbe Nacht – die Liebe, die Treue und die Seensucht zu feiern.
Ende Februar war es wieder soweit. Ein Haufen sangesfreudiger Musikanten enterte die Bühne des legendären Grünspan, während sich mehrere Haufen hörwilliger Zuschauer davor zusammenballten. Zur Eröffnung des Abend packten die Traditionalisten von MacCabe und Kanaka ihr ganzes beneidenswertes Können in Sachen traditionelles Liedgut aus und formten aus dem feierfreudigen Publikum einen klangvollen Spontanchor, der zu den Melodien Karibik schunkelte.
Danach bekamen wir Gelegenheit, in das heißgeschunkelte Meer der Sympathie hinauszutauchen, das uns die Jungs vor der Bühne hinterlassen hatte. An den Anfang hatten wir einige unserer persönlichen Lieblings-Melodien gepackt. Da es uns immer schwerfällt, zu entscheiden, welche eigentlich die beste ist, spielen wir sie manchmal alle zusammen. Gleichzeitig. Nach diesem und anderen nauthentischen Kunst- und Kabinettstückchen hatten wir eigentlich geplant, uns nach zwei Stunden mit unserem neuen Raus-Schunkler „Abschied“ von der Bühne zu verschunkeln. Diese Milchmädchenrechnung verkäste uns das jubelnde Publikum aber gründlich. Erst nach reichlich Zugaben und Zurücklassung unserer gebrochenen Herzen, wesentlicher Teile der Bühnendekoration und unseres Ultralight-Matrosen Hassel Brook ließ man uns von der Bühne. Nach kurzer Sammlung versammelten wir uns dann mit allen Anderen davor.
Genau rechtzeitig, denn anschließend legten Mr. Hurley & die Pulveraffen mit ihrem piratigen Power-Folk richtig los. Die multi-instrumentellen Gesangeskünster aus dem karibischen Osnabrück füllten die Bühne sowohl personell als auch charismatisch gesehen vollkommen aus und rissen jeden mit in einen rasanten Strudel aus nauthentischen Melodien und damit unterlegten Sanges-Geschichten über heimelige Häfen, deren übel beleumd- und beleuchtete Tavernen, dort im Zwielicht lauernde Halunken, und stockbetrunkenen Glücksrittern auf der Flucht vor der Marine und der Suche nach dem Glück.
Mittlerweile ist es auf dem Hamburger Wellenbrecher bereits gelebte Tradidition, dass unser Freund MacPiet am Schluss die „Schotten dicht“ macht. So nahm er denn auf dem Höhepunkt der Nacht die Gitarre auf und stellte sie nicht vor Ankunft der Morgendämmerung wieder weg. So schunkelten wir alle im Scheine der beerlights durch die beidne Stockwerke des Grünspan, bis schließlich nicht nur mehr die Schotten dicht waren.
Am Schluss stand dann auch nicht mehr viel, dennoch Eines fest:
Der Hamburger Wellenbrecher war einmalig… aber nicht unwiederholbar.