Sonne, Strand und Südsee… das schwingt mit, wenn man an den Rum denkt. Tatsächlich ist aber ausgerechnet das puritanische Flensburg am nüchternen Ostseestrand für seine feinen und hochwertigen Rums bekannt. Wie kam das?
Die Flensburger Schiffbauer waren seit dem Mittelalter für ihre hervorragenden Schiffe berühmt. So waren sie auch gefragt, als der dänische König Anfang des 18. Jahrhunderts Handelsprivilegien auf den Antillen zu vergeben hatte. Es ging darum, die dänischen Kolonisten auf St. Croix, St. Thomas und St. John zu versorgen. Auf der Rückfahrt durfte man dann mitnehmen, soviel in den Schiffsbauch passte.
Die Flensburger griffen beherzt mit beiden Händen zu und brachten nicht nur Zuckerrohr mit nach Hause, sondern auch ein klebriges und übersüßes Getränk, das jedermann in kürzester Zeit umhaute und folgerichtig killdevil genannt wurde. Nach etwas Destillierung und unter Beimengung von gutem Flensburger Wasser, das seit Anbeginn der Zeit holsatisch-frisch aus den natürlichen Quellen der Förde sprudelt, wurde daraus ein hervorragendes Getränk: der Rum.
Die großen Flensburger Handelskontore machten nun nicht nur gute Geschäfte mit dem neuartigen Rohrzucker, der dem heimischen Rübenzucker den Markt streitig machte – sie stiegen nun auch groß in die Rumproduktion ein und bald gab es in der Stadt an die 200 Rumfaktoreien. Der unaufhaltsame Aufstieg des Flensburger Rums fand erst Mitte des 20. Jahrhunderts sein Ende, da sich die Geschmäcker nach und nach wandelten und die internationale Konkurrenz leichter und billiger an die Grundzutaten gelangte – am Ostseestrand gedeiht das Zuckerrohr halt nicht so gut.
Aber der Rum hat Flensburg seinen Stempel aufgedrückt und noch heute weht Dir, wenn Du durch die Straßen der Altstadt streifst, mit dem Hauch der Geschichte auch immer eine dezente Rumfahne entgegen. Entsprechend erhält man hier auch so manche Spezerei, die sich nur mit langer Tradition, typischer Flensburger Abenteuerlust, sowie der damit verbundenen Geschäftstüchtigkeit erklären lässt.
Im Rumkontor am Museumshafen bekommt man beispielsweise den Gesegelten Rum, eine Spezialität, die völlig klimaneutral mit dem Frachtsegler Tres Hombres über den großen Teich gebracht wurde. Jedes Jahr wird eine neue Serie aufgelegt, die auf 350 Flaschen limitiert ist. Der dritte Rum aus der Reihe, der Rumkontor No 3, ist ein 12 Jahre fassgelagerter Barbados Rum. Sechs Monate davon wurde er auf dem Atlantik ordentlich durchgeschwenkt und schließlich im Juli 2020 in Flensburg entladen.