In der Quarantäne kommt Dir die Zeit bekanntlich vierzigmal so lange vor („quarantena“, italienisch = 40), wie sie tatsächlich ist. Aber die erhöhte Vorsicht im Angesicht eines tückischen Virus ist dringend geboten – wer wüsste das besser, als wir Seeleute. Dennoch haben wir uns an diesem strahlenden Sommertag glatt ein Holzbein gefreut, dass wir wieder Gelegenheit hatten, unsere Songs von Angesicht zu Angehör zu präsentieren. Dies war möglich, da die besonnenen Macher des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum die besonnte Publikums-Meute, die sich hier im mittelholsteinischen Hohenwestedt eingefunden hatte, ganz besonders sortierte.
Vor der Bühne des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum saßen dementsprechend schon viele fröhliche Leute in der Sonne – ganz besonnen aufge- und unterteilt an Bierzeltgarnituren. Und das läuft so: Man hockt sich (daher der Fachterminus „Hock-Konzert“) auf Holzbänken an Holztischen gebenüber und verbleibt ebenda. Diesen vertrauten Anblick kennen wir von Bord beim sogenannten „backen und banken“, wenn die Essensaufnahme ansteht.
Apropos „anstehen“: am Anfang mussten wir uns erstmal hintenanstellen, denn zunächst unterhielten die grandiosen Gossenpoeten das Publikum mit ihren Geschichten von Kneipentouren, hochprozentigen Herzensangelegenheiten, dem Lebensabschnittsbegleiter für den Abend, dem Drink zuviel und der Reue danach. Anschließend beamten die Rock-Dinos von Heavysaurus auf die Bühne und feuerten ihre geschuppten Reißzahn-Riffs in die tosende Menge, in der jeder, der unter 120 cm war, ins Hüpfen kam.
Nachdem die schwermetallischen Echsen mit ihrem Überraschungsei wieder abgehoben waren, kam schließlich die Sache denn an uns, die Besucher des hohenwesteder MPS in den Sonnenuntergang zu schunkeln. Wir nahmen die Meute melodiös an Bord und mummelten sie ein in Erzählungen von Meer- und auch Nichtmehrjungfrauen, knochenharten Kandisklippen und Pinnes Jungmatrosennöten, die sich wechselseitig und grandiosen Peinlichkeiten oder elementaren Sinnsuchereien auswachsen.
Als wir alle gemeinsam mit Klatschen, Chor und „Flötenkonzert“ den Abend eingeläutet hatten und es Zeit war, die Seesäcke zu schnüren, verabschiedeten wir uns mit einem wehmütigen Ahoi von unvergesslichen Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Hohenwestedt und schipperten auf Puscher Au und Haaler Au Kurs gen Heimat.